Haben Sie schon einmal einen Grünen Veltliner getrunken, der wie Pearl Jam schmeckt? Nein? Dann sollte man sich schleunigst an die Weine von Thiery-Weber machen, die seit einiger Zeit die Handschrift von Artur Toifl tragen. Der ordnet seine Weine musikalisch zwischen das simple Einerlei diverser Radiostationen und den Kompositionen der großen Meistermusiker ein. Kein Mainstream aber auch keine Experimente. Indierock, wenn man so will, Pearl Jam, wenn möglich.
Seit 2006 rockt Artur Toifl das Dorf Rohrendorf bei Krems und die Umgebung und allen voran den Ried Gebling. Dessen Löss hinterlässt tragende Riffs in seinen Veltlinern, das darunterliegende Konglomerat dagegen kontert mit intensiver Spannung am Gaumen – und sorgt dafür, dass sich auch Riesling auf Arturs wichtigster Lage wohl fühlt. Die ist jenseits der Geologie von diversen Mikroklimata beeinflusst, die speziell beim Riesling Geradlinigkeit und Strenge garantieren und dem Grünen Veltliner neben all seiner Würze und Kraft auch Struktur und Frische mit auf dem Weg geben. Balance ist alles: später im Wein sowieso, erst aber im Weingarten – dafür übt Artur zum einen Verzicht (keine Herbizide, keine Insektizide) und setzt zudem auf intensive Begrünung, kontinuierlichen Humusaufbau und Biodiversität zwischen den Rebzeilen. Am Ried Gebling genauso wie am Ried Kremser Weinzierlberg und in der Sandgrube, seinen beiden Kremser Rieden, in denen neben dem allgegenwärtigen Grünen Veltliner auch der Zweigelt ausführlich zu Wort kommt.
Gelesen wird grundsätzlich nicht zu spät und immer per Hand, was den Vorteil der Selektion in sich birgt und den Nachteil, dass man gelegentlich auch mal ein paar Trauben übersieht. Diese übriggebliebenen Trauben hat man früher den Tagelöhnern überlassen, die sie sich daraufhin von den Reben pflückten und das im Volksmund Wolferln nannten. Da es heute keine Tagelöhner mehr gibt, ein paar Trauben aber immer hängenbleiben, machen sich Artur und sein Team am Ende der Lese selbst auf den Weg in die Weingärten und keltern aus den gefundenen Trauben einen Gemischten Satz, der kräftig und reif, im Andenken an die alte Tradition Wolferl genannt wird.
Der landet wie alle Weißweine nach einer kurzen Maischestandzeit im Edelstahltank und ruht danach für knapp ein Jahr auf der Feinhefe. Die roten Interpretationen landen in Holzfässern, Zweigelt in großen, Cabernet Sauvignon – für den man bei Thiery-Weber eine gewisse Reputation genießt – im Barrique. Bei allen Weinen steht die Lebendigkeit und der Trinkspaß im Vordergrund und genießen den Vorzug gegenüber Opulenz und Mächtigkeit, wobei sich – und da schließt sich der Kreis zu Pearl Jam’s geradlinigen Gitarrenpomp – beides beim besten Willen nicht ausschließen muss.